1990, Folge 1–3

  • Folge 1 (84 Min.)
    Unzählige Male sind die Landschaft und die Menschen Tirols in folkloristisch aufgemotzten „Heimatfilmen“ benutzt, mißbraucht, durch den Kakao gezogen worden. Ähnlich ist es wohl nur den Bayern ergangen. Das passiert in dem dreiteiligen Fernsehspiel „Die Piefke-Saga“ bestimmt nicht. Dafür bürgt der Name des Autors: Felix Mitterer, Verfasser von wahrhaftigen „Volksstücken“, die diesen Ehrentitel verdienen, von Dramen und – nicht zuletzt – der unvergessenen Fernsehserie „Die fünfte Jahreszeit“, die seinerzeit, ein paar Wochen lang, sogar mit „Dallas“ erfolgreich konkurrierte.
    „Die fünfte Jahreszeit“ erzählte die Geschichte eines armseligen Tiroler Bergdorfes vom Ende des vergangenen Jahrhunderts – als die Bauern ihre Kinder nach „Schwaben“ verschickten, weil sie sie auf ihren kümmerlichen Höfen nicht mehr zu ernähren vermochten – bis zum Tourismus-Rummel unserer Tage. Es gibt wohl eine einfache Erklärung für den Publikumserfolg der Serie: Die Zuschauer erkannten, daß Felix Mitterer seinen Landsleuten nicht nur aufs Maul schaut, sondern ins Herz.
    Die „Piefke-Saga“ ist keine „Fortsetzung“ der „Fünften Jahreszeit“. Zwar nimmt Mitterer das Thema von der Zwiespältigkeit allen „Fortschritts“ wieder auf, diesmal geht er dem vertrackten Verhältnis zwischen „Einheimischen“ und „Fremden“, der wechselseitigen Abhängigkeit der Gastwirte von ihren Gästen und umgekehrt, tiefer auf den Grund. Denn die Tiroler brauchen – um ihrer Existenz willen – die „Piefke“, wie man in Österreich ebenso herabsetzend wie liebevoll die deutschen Nachbarn nennt. Und die „Piefke“ brauchen Tirol und die Tiroler, nicht allein für Urlaub und Erholung, sondern weil sie – im tiefsten Innern – hoffen, sich in einer der schönsten Landschaften der Welt den Traum vom freien, einfachen Leben erfüllen zu können.
    Felix Mitterer selbst nennt sein dreiteiliges Fernsehspiel eine „Komödie der vergeblichen Zuneigung“. Aber ausnahmsweise ist es wohl erlaubt, den Dreiteiler einen Fernseh-Roman zu nennen, voller Sentimentalität und Spannung, voller Einfalt und Intrige, voll verdrehter Szenen urkomischer „action“, in denen Liebe und Trotz, Charakter und handfeste Interessen aufeinanderprallen. Zum Heulen und zum Tränen Lachen.
    Zur 1. Folge: Karl-Friedrich Sattmann, erfolgreicher Unternehmer in Berlin, kann fuchsteufelswild werden, wenn er bei Mitarbeitern der Unfähigkeit begegnet, sich in fremde Kulturen, Denk- und Lebensweisen einzufühlen. Nur was Sattmann nicht sieht, ist, daß er selbst auf einem Auge blind ist. Nämlich immer dann, wenn er es mit dem Land Tirol und seinen Bewohnern zu tun hat. Denn dieser Alpenregion ist Sattmann mit Haut und Haaren verfallen. Und so zieht es ihn und seine Frau Elsa seit Jahren jeden Sommer in die Ferien nach Lahnenburg in Tirol. Gunnar und Sabine, die halbwüchsigen Kinder, müssen mit, ob sie wollen oder nicht.
    Für Großvater Heinrich hingegen ist der Urlaub in den Bergen seit den 30er Jahren eine Selbstverständlichkeit. Selbstverständlich ist auch, daß er seinen treuen Schäferhund dann nicht in Berlin zurückläßt. Die Sattmanns sind überzeugt, daß die Lahnenburger, die für sie die „Tiroler“ verkörpern, ihre tiefe Zuneigung erwidern. Aber dieses Jahr wird, noch in der Vorsaison, das Vertrauensverhältnis gestört: In einer Fernseh-Unterhaltungssendung lassen sich – „live“! – ein paar Österreicher dazu verleiten, alle Höflichkeiten fahren zu lassen und damit herauszurücken, was sie wirklich von den Touristen im besonderen und überhaupt von den „Piefke“ im allgemeinen halten.
    Und das hört sich für deutsche Ohren nicht schmeichelhaft an. Sattmann ist empört. Immerhin, ein sofortiger Anruf bei seinem Stamm-Hotel in Lahnenburg besänftigt zunächst seinen Zorn. Denn die Lahnenburger sind über die Fernsehsendung genauso aufgebracht. Kunststück, sie befürchten das Ausbleiben der deutschen Urlauber, und das wäre eine Katastrophe! Das wird Franz Wechselberger, Hotelier, Bürgermeister, Ortsgewaltiger von Lahnenburg, Karl-Friedrich Sattmann natürlich nicht stecken.
    Aber er kann ihm versichern: Er selbst, Wechselberger, hat bereits interveniert. Er hat telephonisch beim Handelsminister der Republik Österreich gegen diese TV-Abscheulichkeit aus Wien – natürlich, immer die Wiener! – protestiert. Der Urlaubsreise der Sattmanns nach Lahnenburg steht also nichts mehr im Wege. Freilich rechnen weder die Sattmanns noch der Hotelier (und Bürgermeister und Ortsgewaltiger) Wechselberger mit dem aufgestauten Zorn des Lahnenburger Lehrers Hans Wechselberger – Bruder des Bürgermeisters und „schwarzes Schaf“ in der Familie.
    Dem ist der anschwellende Tourismusstrom seit langem ein Dorn im Auge. Er will die Urtümlichkeit der Region erhalten. Es trifft sich, daß er mit einem Wiener Journalisten befreundet ist – Hollescheck -, der im Hochsommer, während der journalistischen „Sauregurkenzeit“, einen „Knüller“ landen kann: Auf der Titelseite eines Wiener Magazins erscheint das Foto eines doofen deutschen Touristen mit der Schlagzeile: „Brauchen wir die Piefke?“ Natürlich hängt das Magazin mit dem Schmähartikel auch in den Lahnenburger Läden aus.
    Sattmann fühlt sich an der Nase herumgeführt, schlimmer noch, im Innersten von den treulosen Tirolern verraten. Obwohl Bürgermeister (und Hotelier und Ortsgewaltiger) Wechselberger alle – auch die schlitzohrigsten – Mittel aufbietet, um Sattmann in seinem Zorn zu bremsen, ist der zu allem entschlossen. Zunächst hat er sich mit seiner Familie auf einen Bergbauernhof zurückgezogen, wo er endlich das vom Tourismus-Rummel noch nicht angekränkte Herz Tirols entdeckt zu haben glaubt.
    Nur seine Tochter Sabine will von der Alm-Einsamkeit nichts wissen, sie hat sich in Joe verliebt, Lahnenburgs „Hans Dampf in allen Gassen“. Vom Rotter-Hof aus organisiert Sattmann seinen Protest-Feldzug gegen die Verunglimpfung der deutschen Gäste. Zwar gelingt es Bürgermeister Wechselberger, den Volkszorn gegen seinen Bruder, den Lehrer und den ortsfremden Wiener Journalisten Hollescheck zu mobilisieren, aber Sattmann bleibt standhaft. Es bedarf einer formellen Entschuldigung des aus Wien herbeigeeilten Handelsministers, um Karl-Friedrich Sattmann mit Lahnenburg zu versöhnen. (Text: ORF)
  • Folge 2 (93 Min.)
    Schon im folgenden Winter ist die Familie Sattmann wieder zum Urlaub in Lahnenburg. Die Eintracht zwischen den Tirolern und den „Piefkes“ scheint wieder hergestellt. Selbst Großvater Heinrich preist das schöne Land und seine Bewohner, als er anlässlich der Siegerehrung nach einem Skilanglaufrennen als Sieger in der Senioren-Klasse geehrt wird. Tochter Sabines Beziehung zu Joe ist inzwischen viel mehr als ein flüchtiger Urlaubsflirt aus dem vergangenen Sommer und Gunnar, Karl-Friedrich Sattmanns Sohn, hat sein Herz an Anna, der Tochter des Rotterhofbauern, verloren.
    Als die Familie Sattmann im Sommer wiederkommt, ist nicht länger zu verheimlichen, dass die Liebe nicht ohne Folgen geblieben ist. Anna erwartet ein Kind von Gunnar. Der unerschütterliche Karl-Friedrich Sattmann wird auch diese Wendung meistern. Er selbst hat diesen Sommer wichtigere Probleme: Er möchte sein Tirolertum auch körperlich unter Beweis stellen. Erst feuert er die Familie an, ihn auf seinen Bergtouren zu begleiten, dann erfüllt er sich einen Traum. Er will kletternd eine schwierige Wand meistern. Aber noch wichtiger: Sattmann entschließt sich, in Lahnenburg zu investieren, um den Tirolern dringend verlangte Arbeitsplätze zu verschaffen. (Text: NDR)
  • Folge 3 (101 Min.)
    Karl-Friedrich Sattmann sieht sich als Wohltäter Lahnenburgs bei der Eröffnung seiner Schneekanonen-Fabrik gefeiert. Joe wird als Schwiegersohn in den Betrieb eintreten. Die Großeltern Sattmann haben die Fürsorge für das Kind von Anna und Gunnar übernommen. Die „Ehe“ zwischen den Sattmanns und Tirol ist gestiftet.
    Karl-Friedrich entschließt sich, ein Haus zu bauen, um in Lahnenburg endgültig heimisch zu werden. Bürgermeister und Hotelier Wechselberger verhilft ihm zu seinem Glück. Aber Hans Wechselberger, der Verfasser des damaligen „Piefke“-Artikels und inzwischen beim Umweltamt, macht Sattmann das Leben in Lahnenburg weiterhin sauer. Er moniert den fehlenden Lawinenschutz am Haus und weist nach, dass die Abwässer der neuen Fabrik das Grundwasser verderben. Und als auch noch unter den Lahnenburgern der Unmut darüber wächst, dass Bürgermeister Wechselberger dem „Piefke“ die Jagd verpachtet hat, erkennt Wechselberger die Not der Stunde: Es ist höchste Zeit, die Fronten zu wechseln.
    Er sagt sich öffentlich los von dem arroganten „Piefke“. Zufällig wird Karl-Friedrich Sattmann Zeuge von der Treulosigkeit eines Mannes, den er für einen verlässlichen Freund gehalten hat: Sattmann ist entschlossen, endgültig Lahnenburg zu verlassen. Das aber wäre für den Ort, der dem Berliner „Piefke“ so viel zu verdanken hat, ein Verhängnis. (Text: NDR)

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