Bitter und süß

In Kaffeehäusern sind es die kleinen, unbedeutenden Dinge, die ein Gefühl der Zusammengehörigkeit schaffen, es herrscht ein bestimmtes Ambiente, und die Geschichte des Ortes ist allen präsent. In belgischen Kaffeehäusern entstanden surrealistische Bewegungen, hier fanden Verfolgte länger als in jedem Keller Schutz vor der Besatzungsmacht. In Kaffeehäusern in Budapest oder Wien verkehrten Revolutionäre, Auswanderer und Künstler aus aller Welt. „Bitter und süß“ ist eine Dokumentation über Orte, die der modernen Welt zu widerstehen scheinen: Weder Internet noch Tiefkühlprodukte sind hier von Bedeutung, Inhalt und Geschmack bleiben wichtiger als Verpackung und Design.

Die Dokumentarfilm befasst sich mit der verstreichenden Zeit und verlorenen Traditionen und mit einer Lebenskunst, die heute durch ihr virtuelles Bild ersetzt wird. Man begegnet Gleichgesinnten, Menschen mit ähnlichen Werten und geschmacklichen Vorlieben. Trotz einer gewissen Nostalgie wird aber auch die problematische Seite des übertriebenen Konservatismus angedeutet – ein Gewittergrollen über dem heimeligen Plüschambiente der Kaffeehäuser. (Text: arte)