Disney tritt bei Marvel auf die Bremse

Disney-Chef gibt Richtung des erfolgreichen MCU-Franchise vor

Vera Tidona
Vera Tidona – 08.05.2024, 16:48 Uhr

Disney tritt bei Marvel auf die Bremse – Disney-Chef gibt Richtung des erfolgreichen MCU-Franchise vor – Bild: Marvel Studios

Die glorreichen Zeiten des Marvel Cinematic Universe (kurz MCU) bei Disney sind offensichtlich vorbei: Nachdem der Comic-Gigant und Schöpfer zahlreicher populärer Superhelden wie Iron Man, Captain America, Thor und Hulk mit seinen ersten eigenentwickelten und produzierten Filmen eine neue Ära beim Disney-Konzern einläutete, klingelten die Kinokassen. Auch beim Streaminganbieter Disney+ erfreuten sich die ersten Marvel-Serien großer Beliebtheit.

Doch nun zeigen sich beim kommerziell sehr erfolgreichen Franchise erste Abnutzungserscheinungen, ob im Kino oder als Serie bei Disney+, was Disney-Chef Bob Iger nun zu massiven Kürzungen veranlasst: Nur noch maximal zwei Marvel-Serien pro Jahr sollen künftig beim Streaminganbieter erscheinen. Zuvor waren bis zu vier Serien pro Jahr geplant. Ähnlich sieht es im Bereich Kino aus, auch hier sind nicht mehr als zwei bis maximal drei Filme pro Jahr geplant. In der Vergangenheit war auch hier die Schlagzahl deutlich höher.

16 Jahre MCU – und ein Ende ist nicht in Sicht

Unter dem wachsamen Auge von Marvel-Chef Kevin Feige entstand bei Marvel Studios mit dem ersten MCU-Film „Iron Man“ im Jahr 2008 ein umfangreiches und erfolgreiches Franchise, das seinesgleichen sucht.

Fast 30 Milliarden US-Dollar spielten die bisher veröffentlichten Filme weltweit an den Kinokassen ein und wurden später ab 2021 durch Serien wie „Loki“ und „WandaVision“ beim Streaminganbieter Disney+ nicht minder erfolgreich ergänzt. 

Nach 16 Jahren, über 33 Filmen und zahlreichen Serien treten nun erste Abnutzungserscheinungen auf, die sich durch sinkende Einnahmen bemerkbar machen. Hinzu kamen die Corona-Pandemie und der Hollywood-Streik, der die Produktion erschwerte und zum Verlustgeschäft für den Disney-Konzern wurde.

Erschwerend kommt hinzu, dass etwa mit den „Eternals“ und weiteren eine neue Ära von Superhelden eingeführt wurden, die handlungsbedingt viele beliebte Charaktere abgelöst haben und bei dem breiten Publikum aufgrund ihrer geringeren Vorab-Bekanntheit nicht mehr das große Interesse generieren konnten. Flops in den Kinos und auch bei Disney+ waren die Folge und alarmierten die zuvor erfolgsverwöhnten Verantwortlichen beim Disney-Konzern sowie die Aktionäre. Hinzu kommt, dass auch bei Disney selbst nicht mehr alles rund läuft und eigentlich vielversprechende Disney- und Pixar-Filme zum Flop wurden.

Nichtsdestotrotz hält Marvel-Chef Kevin Feige an seinen Plänen für das MCU fest und kündigt bereits bis ins Jahr 2027 eine Fülle an neuen Filmen und Serien mit neuen und bekannten Helden an.

Eingeteilt in sogenannte „Phasen“, befinden wir uns augenblicklich in der „Multiverse Saga“ (Phase 4, 5 und 6), die an die abgeschlossene „Infinity Saga“ (Phase 1 bis 3 mit insgesamt 23 Filmen) anknüpft. Seit 2021 sind bereits zehn Kinofilme und zehn Serien (plus neue Staffeln) erschienen, weitere sollen folgen.

Als nächstes steht das Debüt der „X-Men“ im MCU an. Den Anfang macht im Juli der Film „Deadpool & Wolverine“ mit Ryan Reynolds und Hugh Jackman in den Kinos. Bei Disney+ geht es noch in diesem Jahr mit den Serien „Agatha: Darkhold Diaries“ (Spin-Off von „WandaVision“) und der animierten „Black Panther“-Serie „Eyes of Wakanda“ weiter. 

Eine Fülle an weiteren Film- und Serienproduktionen befindet sich bereits in Arbeit. Dazu gehören die Serie „Daredevil: Born Again“ sowie ein neuer „Blade“-Film und ein fünfter und sechster „Avengers“-Film, der die „Multiverse Saga“ im Jahr 2027 abschließen soll. Pläne für weitere Produktionen gibt es bereits, die daran anknüpfen sollen.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1987) am

    Na gut, dann spreche ich den Elefant im Raum mal an: "Die Abkehr vom Alten, weißen Mann" (Spidey mal ausgenommen).
    Robert Downey jr., Chris Evans, Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Jeremy Renner, Benedict Cumberbatch, Paul Bettany, Chris Pratt, Sebastian Stan, Tom Hiddelstone, Paul Rudd aber auch John Bernthal, Charly Cox, Ryan Reynolds usw. waren genau DAS.
    Das hat für Fans, Nerds und Kids funktioniert.
    Disney wollte aber etwas KOMPLETT anderes. ANDERE Fans, Nerds und Kids, am liebsten zusätzlich, gewinnen.
    Das hat nicht funktioniert!
    Die "andere" Zielgruppe hatte kein Interesse, die alte wurde immersiv nicht mehr abgeholt.
    Aber wie so oft im Leben, kommt bei manchen, die Fehler begehen, kein Einsehen, sondern nur Trotz.
    Dieses "Jetzt erst recht!", macht das MCU und Disney kaputt.
    .
    Infinity War und The Marvels kosteten so um die 300 Mio. Dollar.
    Ersterer (mit vorwiegend alten weißen Männern) hat 2 Milliarden(!) eingespielt, Zweiterer (vorwiegend OHNE alte weiße Männer) seine Kosten nicht einmal annähernd erreicht.
    • (geb. 1992) am

      Auch ich fand die ersten Marvel-Phasen deutlich spannender als die neueren.


      Allerdings gab es auch immer wieder sehr gute Produktionen, wie "Loki" und "WandaVision"


      Hoffentlich räumt Marvel mit "Deadpool & Wolverine" demnächst mal etwas in seinem eigenen Universum auf und danach wird es wieder besser.
      • am

        Weniger ist halt mehr. Gilt für alles.
        • (geb. 1967) am

          war nur eine Frage der Zeit, der Markt ist gesättigt, Marvel hat zwar das geschafft was DC nicht hinbekommen hat, und auch nie hinbekommen wird, ein Cinematic Universum, trotzdem der Markt ist gesättigt, mich persönlich interessiert das schon lange nicht mehr, bleibe meinen ausgewählten Marvel Comic Serien treu, das reicht. Verfilmungen weder Film noch TV sind überflüssig.
          • (geb. 1990) am

            Endlich. Von mir aus gerne dieses ganze Superhelden-Gedöns einstellen. Wir brauchen nicht noch mehr Geschichten von "Übermenschen", die die quasi-messianischen Heilserwartungen unfähiger, unterdrückter "Normalos" erfüllen, sondern endlich mal Geschichten über realistische Menschen, die sich durch Kooperation und Solidarität selbst von Fesseln befreien.
            • am

              Ja ja bevor Disney Marvel übernommen hat gab es viel weniger Filme. Dann bei Disney haben die Buchhalter gefunden man sollte Marvel bis zur Ende melken. Ist bei jedem grossen Hype so. Zuerst machen die Schöpfer etwas gross mit dem Wiederstand der Teppichetage und dann wenn etwas gross ist will man es so extrem Melken bis nichts mehr rauskommt.
              • (geb. 1992) am

                Teppichetage XD
            • (geb. 1977) am

              Ich finde es schade, besonders soweit es die Serien betrifft. Alle paar Monate eine dosierte "Portion MCU" hat mir sehr gefallen. Schließlich haben viele von uns die Comics ja auch als Jugendliche wöchentlich gelesen, ohne dass es zu den im Artikel beschworenen Abnutzungserscheinungen kam.

              Der große Unterschied, zwischen den erfolgreichen Phasen 1-3 und der aktuellen Situation ist, dass man sich damals mehr Zeit gelassen hat, um die Charaktere zu entwickeln. Allein Iron Man, Cap und Thor bekamen bis zum großen Finale jeweils drei eigene Filme plus Gastauftritte in den Filmen der "Kollegen". So wurden mit der Zeit selbst Randfiguren wie Hawkeye oder Pepper Potts zu Publikumslieblingen.
              Die aktuellen Filme und Serien führen dagegen im Stakkato neue Figuren ein, die danach sofort wieder in die Bedeutungslosigkeit verschwinden. Heldeninflation mit einer Riesenportion Beliebigkeit. Wie soll das Publikum da Sympathien für die Figuren entwickeln? Und ohne Sympathie ist der Flop quasi vorprogrammiert.

              Also bitte nach dem Motto "weniger ist mehr" die Zahl der echten Protagonisten wieder auf maximal 8-10 begrenzen und ihnen dafür mehr Filme gönnen, um sie auch entwickeln zu können. Die "Überkreativen" unter den Autoren können sich ja weiterhin bei den Gegnern oder bei Gastfiguren aus der zweiten Reihe austoben. Nur die Zahl der Veröffentlichungen zu reduzieren, ohne das System zu ändern, wird leider nichts ändern.
              • am

                Stimme zu! Figuren wie Iron Man waren interessant und vielschichtig. Bei solchen Figuren geht man gerne mit. Aber als dann die Avengers kamen, mit einfach immer nur mehr Figuren aber ohne einen wirklich relevanten Plot, und ohne dass die Figuren wirklich eine Funktion in dem Geschehen hatten, da haben sie mich auch verloren. Aber so lange Kevin Feige weitermacht wie bisher, wird sich da auch nichts ändern. Ansätze wie Echo fand ich da schon wieder interessanter.
              • (geb. 1992) am

                Nur leider war gerade "Echo" bei den meisten Leuten nicht so beliebt.
            • am

              Ich war anfangs ein großer Fan des entstehenden MCUs. Leider haben sie mich irgendwann verloren. Zu viele Charaktere, die teilweise nur unzureichend eingeführt wurden, um sich an sie zu erinnern. Teilweise tauchten diese später wieder auf, hatten plötzlich eine nicht nachvollziehbare Relevanz , wurden aber auch nicht neu eingeführt. Das hat mich persönlich irgendwann überfordert und mir den Spaß geraubt. Weniger wäre hier für mich eindeutig mehr gewesen.

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