Netflix erneut mit überraschend hohem Kundewachstum

Streaming-Primus blickt optimistisch in die Zukunft und kündigt Änderungen an

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 19.04.2024, 12:04 Uhr

„Avatar: The Last Airbender“ mit Gordon Cormier als Aang – Bild: Nickelodeon/Netflix
„Avatar: The Last Airbender“ mit Gordon Cormier als Aang

Netflix hat seine Quartalsergebnisse für die ersten drei Monate des Jahres 2024 veröffentlicht. Dabei wurde berichtet, dass Netflix Ende März 269,60 Millionen Kunden hatte und damit seine Marktführerschaft weiter ausbauen konnte.

Nutzerzahlen und Vorgehen gegen Passwort-Sharing

Netflix hatte damit binnen drei Monaten 9,33 Millionen neue Abonnenten (netto) gewonnen und übertraf die Erwartungen der Analysten (die knapp vier Millionen Neuzugänge erwartet hatten). Mehr noch, auch im vorherigen Quartal konnte man mit 13,1 Millionen Neukunden die Erwartungen deutlich übertreffen (das war damals auf das „erfolgreiche“ Vorgehen gegen Passwort-Sharing geschoben worden, das aus bisherigen Trittbrettfahrern eben zum Teil neue Kunden machen konnte). Netflix berichtet ebenfalls, dass das Vorgehen gegen unerlaubtes Passwort-Sharing („über die Grenzen eines Haushalts hinweg“) entgegen Befürchtungen auch nicht zu einem „Einbruch“ der Nutzungszahlen und -zeiten geführt habe: Netflix hatte anfangs geschätzt, dass es 100 Millionen dieser Trittbrettfahrer gebe. Nur ein Teil davon konnte durch den Abschluss eigener Abos oder die Option von Zusatzzahlungen für das erlaubte Passwort-Sharing zu zahlenden Kunden gemacht werden. Die Erwartung war, dass Netflix also „Nutzer“ verlieren würde und damit eben auch „Nutzungszeiten“, was sich in Zusammenhängen wie den wöchentlichen Top 10 durchaus bemerkbar machen kann. Im Rahmen des jüngsten Berichts für Aktionäre wurde hervorgehoben, dass bei den Bestands-Accounts seit dem Start des Vorgehens kein deutlicher Rückgang der Nutzungszeiten festgestellt worden sei.

Cash statt Kundenzahlen

Während Netflix weiterhin damit prahlen kann, von allen Streaminganbietern die meisten Kunden zu haben, will der Dienst ab 2025 mit der Ausweisung von Kundenzahlen in den Quartalszahlen aufhören (aber weiterhin „Meilensteine“ vermelden). Das entspricht durchaus den veränderten Anforderungen der Börsianier – an die sich die Quartalszahlen in der Hauptsache richten – und für die es mittlerweile weniger um Kundenzahlen, sondern um konkrete Gewinne geht. Während Netflix wie gesagt bei den Kundenzahlen führend ist, ist der „Prahlfaktor“ bei den Gewinnen eben auch noch deutlich besser. Hier ist man aktuell der einzige Dienst, der Quartal für Quartal schwarze Zahlen schreiben kann. Nicht zuletzt dank immer neuer Preiserhöhungen, wie Kunden mürrisch anmerken können – zuletzt wurden gerade in Deutschland die Preise angehoben (fernsehserien.de berichtete).

Daneben setzt Netflix weiterhin darauf, das Engagement der Kunden mit den Inhalten zu vermelden, wie etwa durch die wöchentlichen Top 10. Daneben sollen zweimal pro Jahr größere Datenbrocken veröffentlicht werden, die „ein Halbjahr“ als Grundlage haben statt „einer Woche“.

In den ersten drei Monaten des Jahres 2024 hatte Netflix unter anderem die ambitionierten Serien „Avatar: Der Herr der Elemente“, „3 Body Problem“, Guy Ritchies „The Gentlemen“ und den Fantasy-Film „Damsel“ als Aushängeschilder. Überraschende, deutliche Zuschauererfolge wurden aber auch die biografische Serie „Griselda“ mit Sofía Vergara und vor allem die Thriller-Miniserie „In ewiger Schuld“ (OT: „Fool Me Once“) nach Harlan Coben, welche sich mittlerweile in den ewigen Top 10 englischsprachiger Serien bei Netflix platzieren konnte.

Im vergangenen Quartal hat Netflix nach eigenen Angaben 8,73 Milliarden US-Dollar eingenommen, wovon 2,33 Milliarden US-Dollar als Gewinn verbucht wurden. Die Einnahmen liegen 15 Prozent über dem Vorjahreswert für das erste Quartal. Netflix geht – trotz des sportreichen Jahres mit Fußball-Europameisterschaft und Olympischen Spielen – für das komplette Jahr 2024 von einem Wachstum um 13 bis 15 Prozent aus, wovon etwa 25 Prozent der Einnahmen als Gewinn verbleiben werden.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1974) am

    Das alte Basis-Abo mit 7,99€ ist jetzt wohl auch vorbei. Hatte heute Nacht eine Email erhalten wo dieses auf 9,99€ angehoben wird. Wenn ich dem nicht zustimme, erlischt einfach das Abo in 4 Wochen.

    Nun ja, ich bin seit 2018 Kunde - immer mit 7,99€ ohne Erhöhung. Mir tun jetzt 2€ mehr nicht weh, zumal ich keinen anderen Streamingdienst bezahle und nur Kostenfreie sonst nutze. Ausserdem ist mir in den letzten Monaten aufgefallen, das mir wieder mehr angeboten wurde, wie zu den Zeiten, wo alle Streaming Dienste auf ihren Lizenzen hockten. Die Dienste haben ja mittlerweile auch gemerkt, das man so keine Erfolge und Einnahmen machen kann, wenn jeder sein eigenes Süppchen brodelt.

    Mittleweile finde ich bei Netflix wieder so viel, das ich gar keine Zeit für einen anderen Dienst auf Dauer hätte. Aber hier kommts natürlich auch auf den eigenen Geschmack drauf an, was man gucken mag. Für mich ist z.B. Disney+ uninteressant, werde lediglich ein paar Monate wegen Doctor Who im Sommer reinsehen und wieder gehen. Und Prime hatte ich mal nen Gratis-Monat, aber hatte schon nach 2 Wohcen Probleme was zu finden, was ich noch gucken kann, ohne nochmal extra zahlen zu müssen. Darum bin ich bei Netflix schon ganz gut aufgehoben.
    • am

      Freut mich sehr! Ich begrüße es immer, wenn nicht Amazon und Google in allen Bereichen die Welt dominiert. Deshalb wünsche ich mir einen starken Netflix. Und abgesehen davon, ich mag was sie machen und anbieten. Ja, sie probieren sehr viel und die kannst gar nicht alle anschauen. Aber immerhin fördern sie die TV-Kultur und schaffen viele Jobs und machen nicht nur sehr große Produktionen, wo sich dann nur die großen wieder freuen.
      • am

        Das Programm-Angebot von Netflix ist außer den oben genannten Highlights aber erher schlecht. Da ist eine Menge Schrott dabei.
        • am via tvforen.de

          Was sicherlich auch eine große Rolle für das Kundenwachstum spielt, ist sicherlich der Deal zwischen WWE und Netflix. Da gibt es einige, die bereits jetzt sich das Abo zulegen, ehe es noch teurer wird.

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