Animal Practice – Review

Justin Kirk macht sich zum Affen – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 03.09.2012, 13:17 Uhr

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Wer ist hier der Star? Justin Kirk und Crystal the Monkey

Das Ensemble

Die neue Serie mit Justin Kirk? Wenn man das US-Medienecho nach dem Piloten betrachtet ist eigentlich klar, wer hier der Star ist: Dr. Rizzo alias Crystal the Monkey. Zugegeben, Crystal kann mit Auftritten in „Hangover“ oder „Nachts im Museum“ eine durchaus beeindruckende Filmografie vorweisen. Doch wenn man das quietschende Äffchen nicht süß findet, bietet „Animal Practice“ fast nichts anderes, an dem man sich noch festhalten könnte.

Justin Kirk geht noch nicht wirklich in den selbstverliebten Sperenzchen von George auf. Seine Figur unterscheidet sich nicht von anderen exzentrischen und nur bedingt liebenswerten Hauptcharakteren der aktuellen Serienwelt. Die Chemie zwischen George und Ex-Freundin Dorothy ist praktisch nicht existent. Dies ist um so problematischer, da die beiden uns hier erfolglos als künftiges großes Liebespaar verkauft werden. Auch Tyler Labine, der als Sidekick Sock in „Reaper – Ein teuflischer Job“ noch beeindruckte, vermag seine farblose Figur kaum aus den Klauen des recht unterirdischen Drehbuchs zu retten. Lediglich Bobby Lee (Dr. Yamamoto) und Betsy Sodaro (Angela) gelingt hier der Balanceakt, zugleich ausgeflippt, aber trotzdem nicht nervig zu sein. Vor allem das Timing von Sodaro ist brilliant. Ihre Kurzauftritte sind hier ein absolutes Highlight im 21-minütigen Meer der Langeweile.

Buch und Regie

Vielleicht sollte uns die Tatsache, dass „Animal Practice“” nach nur drei Episoden mit „Ugly Betty“-Veteran Marco Pennette ein neuer Showrunner verpasst wurde, hier schon einmal beruhigen. Denn so wie im Piloten von Anthony und Joe Russo („Community“) kann es nun wirklich nicht weitergehen. Die meisten Sketch-Comedy-Gags zünden nicht und bei den Dialogen sieht es noch schlimmer aus – genau wie bei der Konstruktion der Hauptfiguren, die man so irgendwo garantiert schon einmal besser gesehen hat. Daneben erhält George von den Autoren die Lizenz, ein exzentrisches Arschloch zu sein, ohne dass sie dafür auch nur die geringste Rechtfertigung bieten würden oder ihm andere liebenswerte Charakteristika zugeschrieben haben, die sein Handeln nachvollziehbar machen könnten. Stattdessen einigt man sich hier bei jedem Bestandteil des Piloten auf den kleinsten, gemeinsamen Nenner und auf ein Witzniveau, das temporeichen Klamauk bieten will, im Endeffekt aber in reiner Dümmlichkeit stecken bleibt.

Fazit

In dem hier präsentierten Zustand wäre es wirklich besser, wenn „Animal Practice“; schnell wieder von der Bildfläche verschwinden würde. Dann könnten Justin Kirk, Tyler Labine und selbst das Äffchen wieder auf die Jagd nach besseren Film- und Serienrollen gehen, die es garantiert irgendwo da draußen für sie geben würde. Gleichzeitig bleibt einfach nur unverständlich, warum das bereits angeschlagene NBC ausgerechnet diesen Rohrkrepierer als frühes Highlight im August auf Sendung geschickt hat. Ein schlechteres Aushängeschild für den inhaltlichen Neustart des chronisch unter Erfolgsmangel leidenden Networks hätte man kaum finden können.

Meine Wertung: 1,5/​5
Ralf Döbele/​ wunschliste.de
Alle Bilder: © NBC

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

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