„The Last Post“: Jessica Raine in BBCs Kolonial-Drama

Soldaten-Familien in der Zeit der endenden Kolonialmacht

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 20.09.2017, 16:23 Uhr

Offiziersfrau Alison (Jessica Raine) in „The Last Station“ – Bild: BBC/Bonafide Pictures/Coco van Oppens
Offiziersfrau Alison (Jessica Raine) in „The Last Station“

BBC One steht kurz vor der Ausstrahlung seines nächsten Sechsteilers, „The Last Post“ – ein genaues Datum gibt es noch nicht, aber nach der Veröffentlichung eines Trailers geht es beim britischen Sender dann meist recht schnell (Update: „The Last Post“ wird am 1. Oktober um 21:00 Uhr Premiere haben.). Die Serie nimmt die Zuschauer mit ins Jahr 1965 und beschreibt die Erlebnisse einiger Militär-Angehörigen in Aden im Jemen, als der Zusammenbruch des Britischen Kolonialreiches nur noch eine Frage der Zeit war. Die Serie basiert auf Erinnerungen von Autor Peter Moffat, dessen Eltern jung geheiratet hatten und dessen Vater zu eben jener Zeit dort eingesetzt war und dessen Mutter große Schwierigkeiten mit dem Leben im gefährlichen, fremden Land hatte.

Im Zentrum der Serie steht eine Gruppe von Offizieren der Royal Military Police im wüstenheißen Aden. Halb Polizisten, halb Soldaten sehen sie sich immer der Bedrohung durch Widerstandskämpfer gegen die Kolonialmacht ausgesetzt: Minen, Scharfschützen-Attentate und überraschende Granatenangriffe bedrohen sie täglich.

Als Briten bringen die Offiziere und ihre Familien aber auch das entsprechende Lebensgefühl der westlichen Welt mit: Die sich ankündigende sexuelle Revolution, Bikinis, Musik und Modemagazine finden sich im Umfeld der Freizeiteinrichtungen. RMP Captain Joe Martin (Jeremy Neumark Jones) und seine Ehefrau Honor (Jessie Buckley; „Taboo“, „Krieg und Frieden“) sind die jüngsten Neuankömmlinge und geben sich mondän wie JFK und Jackie. Für das junge Paar ist der Einsatz ein aufregendes Abenteuer – allerdings eins, das schnell in eine harsche Realität münden wird. Dazu kommt für das junge Paar, dass der Auslandseinsatz gerade für die isolierte Ehefrau besonders stressig ist, da sie kaum ein soziales Netz hat, das sie unterstützen würde.

Das Gegenstück zu Honor ist die kecke Alison (Jessica Raine, „Call the Midwife – Ruf des Lebens“), eine Frau, die ihrer Zeit voraus ist, und die nur zu bereit ist, Honor auf dumme Gedanken zu bringen, um selbst aus der klaustrophobischen Enge auszubrechen. Alisons Ehemann Lieutenant Ed Laithwaite (Stephen Campbell Moore; „Hunted“) passt als nachdenklicher, reflektierter Mann – in einer Soldatenkarriere keine gute Eigenschaft – eigentlich zu Alison, doch irgendwann haben sich die beiden anscheinend auseinandergelebt. So sucht sich Alison ihren Spaß andernorts und auch bei anderen Männern. Können die beiden wieder zueinander finden?

Mary Markham (Amanda Drew, „Broadchurch“) ist das Sinnbild einer britischen Soldatengattin: Sie ist durch nichts zu erschüttern und packt mit an – das macht sie zur mütterlichen Ansprechpartnerin für alle Ehefrauen. Doch ihrer Familie stehen Schicksalsschläge bevor, die ihre Kraft testen. Auch ihr Ehemann ist vorbildlich, Harry Markham (Ben Miles; „The Crown“, „Coupling“) leitet die Abteilung und ist stolz darauf, dass er noch keinen Soldaten unter seinem Kommando verloren hat. Wird seine Erfolgsbilanz hier enden?

„The Last Post“ zeigt, wie die Rebellion gegen die Kolonialmacht an Stärke gewinnt und die Briten Verluste hinnehmen müssen. Das wirft auch moralische Fragen auf: Ist es richtig, was wir hier tun? Warum tun wir es? Ist schon der Zweifel am Auftrag falsch?

Kommentare zu dieser Newsmeldung

    weitere Meldungen