bisher 2 Folgen, Folge 1–2

  • Folge 1 (30 Min.)
    Mehr als eine Million Menschen in Deutschland sollen afrikanische Wurzeln haben. Schwarze Künstler*innen, Schwarze Paketbot*innen, Schwarze Friseur*innen oder Schwarze Wissenschaftler*innen – sie alle gehören zu unserem Land, für die meisten ganz selbstverständlich. Doch der Weg hierher war nicht immer einfach, Selbstvertrauen aufzubauen hat gedauert. Zwei Afrodeutsche zeigen, wie sie ihren eigenen Weg gefunden haben im Umgang mit Alltagsrassismus und Vorurteilen. Mirrianne Mahn hat ihren Platz gefunden. Seit ein paar Wochen sitzt sie als Abgeordnete in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung.
    Es war nicht leicht für die 32Jährige. „Na klar, wusste ich immer, dass ich zu Deutschland dazugehöre“, sagt sie. „Aber die weiße Mehrheitsgesellschaft hat mir nicht immer das Gefühl gegeben, das sie das genauso sieht.“ Sie ist im Hunsrück aufgewachsen. Außer ihr gab es dort nur ein weiteres nicht-weißes Mädchen. Die beiden galten als Kuriosum. Auch nach ihrem Umzug nach Frankfurt musste sich Mirrianne Mahn durchbeißen.
    Sie baute einen Catering-Service auf. „Da kam es schon mal vor, dass ich morgens zu meinem Food-Truck runterkam und jemand Bananenschalen daran geschmiert hatte“, erinnert sie sich. In der U-Bahn merkt sie heute noch oft, dass sie angestarrt wird, weil sie Schwarze ist. Mirrianne Mahn bekam Depressionen. Auch einen Suizidversuch hat sie unternommen. Heute ist sie eine selbstbewusste Frau, doch der Kampf hat Spuren hinterlassen. Es ist nicht alles gut, aber die Leute sind vorsichtiger geworden, mit Beleidigungen und Anfeindungen.
    Das führt dazu, dass man sich jetzt sicherer fühlen kann“, sagt Tonny Boateng. Für den ehemaligen Spieler des FSV-Frankfurt ist der Wandel besonders auf dem Platz spürbar. „In den 90’ern war es gang und gäbe, dass man als Schwarzer Spieler rassistisch beleidigt wurde. Heute passiert das auch noch, aber dann gibt es auch immer jemanden, der was dagegen sagt.“ Die Leute seien aufmerksamer geworden, schritten schneller ein. Das gibt Tonny Boateng ein gutes Gefühl. Ebenso die Tatsache, dass Schwarze Männer und Frauen heute in ganz verschiedenen gesellschaftlichen Positionen und Jobs zu finden sind.
    Das, meint der DJ und Partymacher, wirke sich auf vieles aus: „Heute werde ich als Schwarzer von potenziellen Investoren und Geschäftspartnern ernst genommen“, sagt er. Aber alles ist eben auch heute noch längst nicht gut. So kommt der Deutsche mit ghanaischen Wurzeln als DJ zwar unproblematisch in alle Clubs rein. Als Schwarzer Mann und Gast allerdings nicht. Bitter ist das, aber eine Realität, mit der er sich irgendwie abgefunden hat. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.06.2021hr-FernsehenDeutsche Online-PremiereDi 25.05.2021ARD Mediathek
  • Folge 2 (45 Min.)
    „Ich bin in Deutschland geboren. Deutsch ist meine Muttersprache. Ich war in meinem Leben nur einmal auf dem afrikanischen Kontinent – als Pauschalurlauber“, sagt der Jenaer Student Konrad Erben (31). Dennoch unterstellen ihm viele, dass er kein Deutscher sei. Nur weil er Schwarz ist. Schwarz und deutsch sein – das geht für viele noch immer nicht zusammen.
    Deutschland hat sich weiß geträumt. Doch Afrodeutsche leben bereits seit vielen Generationen in Deutschland, Hunderte kamen bereits im Kaiserreich aus den damaligen Kolonien. Als Darsteller der sogenannten „Völkerschauen“ oder, um eine Ausbildung zu machen. „Meine Familie lebt bereits in der 5. Generation in Deutschland“, sagt die Berlinerin Abenaa Adomako (59) stolz. Ihr Urgroßvater Mandenga Diek war der erste Afrikaner, der 1896 die deutsche Staatsbürgerschaft bekam. Er setzte sich als erfolgreicher Kaufmann mit dem „Afrikanischen Hilfsverein“ für die Rechte Schwarzer Bürger ein: der Beginn der Schwarzen Community in Deutschland.
    Einige Schwarze, auch Abenaas Großvater, überlebten in der NS-Zeit, weil sie für Propagandafilme missbraucht wurden. Sie spielten an der Seite von Hans Albers oder Heinz Rühmann in „Münchhausen“ oder „Quax in Afrika“. Doch viele wurden zwangssterilisiert und kamen in KZs oder Fremdenlager. Nach dem Zweiten Weltkrieg trafen in der BRD Schwarze US-Soldaten auf deutsche Fräuleins, deren Kinder, die „Brown Babies“, wurden zur Adoption in die USA frei gegeben oder im Alltag rassistisch ausgegrenzt.
    Erwin Kostedde (74), erster Schwarzer Fußball-Nationalspieler, erzählt in diesem Film davon. In den 1990er Jahren saß er monatelang wegen eines ihm vorgeworfenen Raubüberfalls in U-Haft – er wurde freigesprochen. Der Verdacht des „racial profiling“ besteht bis heute. Auch Abenaas Tochter Antonia (22) berichtet von ihrer Schulzeit: „Es gab viele traumatische Situationen, zum Beispiel den Gebrauch des N-Worts“, gegen den sie sich erfolgreich mit Mitschüler*innen gewehrt hat.
    In „Deutsch und schwarz“ erzählen Frauen und Männer aus vier Generationen ihre bewegenden, aufrüttelnden und stolzen Geschichten. Der Film verbindet sie zu einer Geschichte von Rassismus, Überleben und Selbstbehauptung. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.06.2021Das Erste

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