[UPDATE] ESC-Wiederholungen: hr-Fernsehen reagiert auf Kritik und ändert Sendeplatz

Sechs deutsche Vorentscheide ab 1969 werden aus dem Archiv geholt

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 16.04.2024, 13:42 Uhr (erstmals veröffentlicht am 28.03.2024)

Wieder im Programm: Die deutschen ESC-Vorentscheide von 1970 (l.) und 1973 (r.) – Bild: YouTube/Screenshot
Wieder im Programm: Die deutschen ESC-Vorentscheide von 1970 (l.) und 1973 (r.)

UPDATE: Beim hr hat man auf die Kritik am Wiederholungs-Sendeplatz für die deutschen ESC-Vorentscheide aus den 1970er Jahren reagiert. Bislang war geplant, dass die Wiederholung von sechs nationalen Wettbewerben am Donnerstag, den 9. Mai um 21:45 Uhr startet – also während das aktuelle Halbfinale des Eurovision Song Contest in Malmö noch in One läuft. Dies ist nun vom Tisch.

Stattdessen beginnen die Wiederholungen jetzt erst um 23:15 Uhr, also sobald das Halbfinale über die Bühne ist. Allerdings werden dadurch im Marathon nur fünf Vorentscheide hintereinander gezeigt. Auf „Ein Lied für Edinburgh“ müssen Fans dennoch nicht verzichten, der Vorentscheid aus dem Jahr 1972 steht jetzt bereits in der Nacht vom 7. auf den 8. Mai um 0:00 Uhr im Programm des hr-Fernsehens.

ZUVOR (28. März 2024): Die Vorfreude auf den Eurovision Song Contest wird am 9. Mai mit einem besonderen Musik-Marathon angefacht. An dem Donnerstag zeigt der Hessische Rundfunk, der in diesem Jahr sein 75. Bestehen feiert, gleich sechs deutsche Vorentscheide zum Grand Prix Eurovision de la Chanson, angefangen mit dem Jahr 1969. Einen Wermutstropfen gibt es aber dennoch.

Die Ausstrahlung beginnt im hr-Fernsehen um 21:45 Uhr – also während am 9. Mai in One noch die Live-Übertragung des zweiten Halbfinals des diesjährigen ESC aus Malmö läuft. Damit nicht genug: Zuvor hatte Das Erste bereits angekündigt, ab 22:50 Uhr die Dokumentation „ABBA“ zu zeigen, um das 50. Jubiläum des ESC-Siegs der Schweden mit „Waterloo“ zu feiern (fernsehserien.de berichtete). Auch zu diesem Zeitpunkt läuft die Live-Sendung aus Malmö noch bei One. Kaum ein ESC-Fan dürfte diese Art der Programmplanung innerhalb der ARD noch nachvollziehen können. Bleibt zu hoffen, dass die Vorentscheide zum Nachholen auch in der ARD Mediathek verfügbar sein werden.

Dennoch, dass der hr sechs deutsche Vorentscheide des ESC auf einen Schlag aus dem Archiv holt, kommt einer kleinen Sensation gleich. Los geht es um 21:45 Uhr mit „Ein Lied für Amsterdam“ vom 16. Februar 1970. Aus dem Wettstreit ging Katja Ebstein mit dem ikonischen Schlager „Wunder gibt es immer wieder“ als Siegerin hervor.

Weiter geht’s um 22:35 Uhr mit dem Vorentscheid „Ein Lied für Luxemburg“ vom 21. Februar 1973, den Gitte Hænning mit „Junger Tag“ gewann. Damit setzte sie sich gegen Konkurrenten wie Roberto Blanco oder Michael Holm durch. Um 23:55 Uhr zeigt der hr dann „Ein Lied für Stockholm“ vom 3. Februar 1975. Hier war Joy Fleming mit „Ein Lied kann eine Brücke sein“ erfolgreich.

Die lange Nacht geht um 1:00 Uhr mit „Ein Lied für Den Haag“ vom 31. Januar 1976 weiter. Hier sang sich Tony Marshall mit „Der Star“ zum Sieg beim Publikum, das per Televoting damals die gesamte Entscheidungsgewalt hatte. Um 1:50 Uhr springen wir dann wieder zurück zum 19. Februar 1972, als Lottofee Karin Tietze-Ludwig durch „Ein Lied für Edinburgh“ führte. Das Ticket zum Grand Prix löste damals Mary Roos mit „Nur die Liebe lässt uns leben“.

Ihren Abschluss findet die lange Vorentscheid-Nacht dann um 3:20 Uhr mit „Ein Lied für Madrid“ vom 22. Februar 1969. Damals oblag die Wertung noch zu 100 Prozent der Jury, die sich für Siw Malmkvist und „Primaballerina“ entschied.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Ich finde ja, dass alle sechs Lieder des Vorausscheids 1970 großartig waren, wobei Katja sicherlich trotzdem völlig verdient das Quäntchen Glück am Ende für sich verbuchen konnte. Auch die akustische Qualität der Sendung war wirklich prima. (Hatten die wirklich alle live gesungen?) Besonders interessant und skurril aus heutiger Sicht sind u.a. die Mode der damaligen Zeit (besonders Mary Roos`Häkelkleid...), die gespielte Bierensthaftigkeit der männlichen Jury (erinnert etwas an Höfers Frühschoppen...) und der Fakt, dass die Hälfe der Teilnehmer ihre Lieder angeblich gar nicht auf dem Markt brachten, sprich im Anschluss nicht auf Tonträger veröffentlichten. Besonders der Song von Mary Roos ist eigentlich bis heute einer ihrer besten, erinnert mich sehr an Dionne Warwick/Burt Bacharach...) . Mir hat es großen Spaß gemacht, das alles nochmal zu sehen. Schöner Wettbewerb (war das mal...), im Gegensatz zum gestrigen Rumgeschreie und Blitz-Bomben-Bromborium... Ich werde wahrscheinlich alt...
    • am via tvforen.de

      TV Wunschliste schrieb:
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      > Die lange Nacht geht um 1.00 Uhr mit "Ein Lied
      > für Den Haag" vom 31. Januar 1976 weiter. Hier
      > sang sich Tony Marshall mit "Der Star" zum Sieg
      > beim Publikum, das per Televoting damals die
      > gesamte Entscheidungsgewalt hatte.

      Die Zuschauer durften zwar abstimmen, aber noch nicht per Televoting, sondern per Postkarte. "Aus technischen Gründen" waren nur Postkarten zugelassen - keine Briefe und auch keine Ansichtskarten. Jeder deutsche Staatsbürger (sofern er sich nicht im Ausland aufhielt) hatte genau eine Stimme. Die Karten mussten handschriftlich ausgefüllt und unterschrieben werden, sonst waren sie ungültig. Damit sollten Manipulationen durch Fanclubs verhindert werden.

      Ingesamt war dieser Vorentscheid eine besonders freudlose Veranstaltung. Max Schautzer stand mutterseelenallein (ohne Publikum) in einem sterilen Studio und kündigte mit Leichenbittermiene die einzelnen Titel an. Die Interpreten traten ohne Mikro mit Vollplayback auf. Die Kostüme (zumindest bei den Damen) waren wieder geschmackvoller als in den frühen 70ern - das war noch das Beste an der Sendung :) Ach ja, und Ina Deter trat mit einer Eigenkomposition an, die ich noch nicht kannte.

      Drei Wochen später wurde der Siegertitel dann noch einmal vorgestellt - und auch alle anderen Titel in der Reihenfolge der Stimmenzahl. Wie man heute weiß, wurde Tony Marshall ja dann noch disqualifiziert, weil sein Titel schon drei Jahre vorher von einer Sängerin veröffentlicht worden war. Daraufhin wurden die Zweitplatzierten (Les Humphries Singers) nach Den Haag geschickt.
      • am via tvforen.de

        Die Karten mussten handschriftlich ausgefüllt und unterschrieben werden, sonst waren sie ungültig. Damit sollten Manipulationen durch Fanclubs verhindert werden.

        Was für ein Witz nur weil die Karten handschriftlich und unterschrieben sind kann man nicht betrügen ? Die Plattenfirma und der Fanclub von Tony Marshall hat da bestimmt nachgeholfen. Marshall hatte damals schon nicht mehr so viele Platten verkauft wie am Anfang der 70er wo er seine großen Hits hatte. Und dann verwenden sie auch noch ein "gebrauchtes" Lied zum Fake. Ich und meine Eltern sahen damals die Sendung und waren uns einig "Der Star" war zum Einschlafen aber nicht für den GP geeignet.
      • am via tvforen.de

        Spoonman schrieb:
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        > Ingesamt war dieser Vorentscheid eine besonders
        > freudlose Veranstaltung. Max Schautzer stand
        > mutterseelenallein (ohne Publikum) in einem
        > sterilen Studio und kündigte mit
        > Leichenbittermiene die einzelnen Titel an. Die
        > Interpreten traten ohne Mikro mit Vollplayback
        > auf.

        Im Vergleich zum Grand Prix in Den Haag gefällt mir diese Veranstaltung dennoch um Welten besser, die Tonqualität/Akustik des Grand Prix in Den Haag finde ich wirklich übel, da höre ich mir lieber Vollplayback an. Halbplayback wie in der ZDF-Hitparade hätte es allerdings wirklich sein können.
        Die Auftritte finde ich zudem im Gegensatz zu Den Haag gut gefilmt, ich fühle mich hier in der ersten Reihe sitzend, diese Distanz zu den Künstlern in Den Haag empfinde ich dagegen unangenehm.

        So 100 % saßen die Auftritte der LHS nicht, geplant war ein Küsschen von Jürgen Drews auf die Wange von Peggy Evers, als sie ihren kurzen Solopart hat, das hat beim Vorentscheid nicht geklappt, er hat zurückgezogen, in Den Haag dagegen schon. Dafür bricht der Solopart von Peggy Evers in Den Haag offenbar zu früh ab, das wirkt vom Band viel harmonischer.

        Peggy Evers war Gründungsmitglied der LH-Singers 1969, abgesehen von vielleicht unbedeudenten LP-Titeln, die es nie in's TV schafften, hatte sie nie Soloparts, immer nur background. Gerade beim Grand Prix vor einem Millionenpublikum hatte sie ihren einzigen Solopart. Für Jürgen Drews gilt ähnliches, er hatte mW nur einen Solopart in der ZDF-Starparade mit einem Coversong der Singers (Co-Co, Original von "The Sweet").

        Peggy Evers-part 1976 (Auftritt in der Aktuellen Schaubude, den unmöglichen Beitrag in Den Haag finde ich nicht vorzeigbar wg. Akustik, Kameraeinstellung).


        https://www.youtube.com/watch?v=Uq-geEsArMg?si=ys29MT8PuaOVir1n&start=106


        Dass John Lawton schon kurz nach diesem Auftritt als Leadsänger für die Uriah Heep abrockte in Lederkluft, konnte sich nach diesem braven Auftritt wohl niemand vorstellen.

        John Lawton (April 1977)
        R.I.P. John Lawton (1946-2021)


        https://www.youtube.com/watch?v=5uGyS9YM1KQ?si=7LMAHhbqM0sd99rE&start=106
      • am via tvforen.de

        tiefra schrieb:
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        > Die Karten mussten handschriftlich ausgefüllt und
        > unterschrieben werden, sonst waren sie ungültig.
        > Damit sollten Manipulationen durch Fanclubs
        > verhindert werden.
        >
        > Was für ein Witz nur weil die Karten
        > handschriftlich und unterschrieben sind kann man
        > nicht betrügen ? Die Plattenfirma und der Fanclub
        > von Tony Marshall hat da bestimmt nachgeholfen.
        > Marshall hatte damals schon nicht mehr so viele
        > Platten verkauft wie am Anfang der 70er wo er
        > seine großen Hits hatte. Und dann verwenden sie
        > auch noch ein "gebrauchtes" Lied zum Fake. Ich und
        > meine Eltern sahen damals die Sendung und waren
        > uns einig "Der Star" war zum Einschlafen aber
        > nicht für den GP geeignet.


        Nö da bin ich anderer Meinung, der hätte mehr gerissen, als die Langweilige LHS Nummer.
      • am via tvforen.de

        tiefra schrieb:
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        > Was für ein Witz nur weil die Karten
        > handschriftlich und unterschrieben sind kann man
        > nicht betrügen ? Die Plattenfirma und der Fanclub
        > von Tony Marshall hat da bestimmt nachgeholfen.

        Als ich das gestern gesehen habe, fand ich es auch rührend naiv. Allerdings musste man auch die komplette Absender-Adresse angeben. Die Plattenfirmen und Fanclubs hätten also viele verschiedene Fantasie-Adressen verwenden müssen, um nicht aufzufallen.

        Insgesamt gab es rund 670.000 gültige Stimmen.
        1. Tony Marshall 118.250
        2. Les Humphries Singers 96.705
        3. Maggie Mae 71.882

        https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Lied_f%C3%BCr_Den_Haag_(1976)#Platzierungen
      • am via tvforen.de

        Wilkie schrieb:
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        > Die Auftritte finde ich zudem im Gegensatz zu Den
        > Haag gut gefilmt, ich fühle mich hier in der
        > ersten Reihe sitzend, diese Distanz zu den
        > Künstlern in Den Haag empfinde ich dagegen
        > unangenehm.

        Ja, gut gefilmt waren sie zwar, aber ich fand die Atmosphäre unglaublich steril - einerseits bei den Auftritten und noch mehr bei den Ansagen von Max Schautzer. Der sprach wirklich wie auf einer Trauerfeier. Ich vermute, damit sollte er besonders neutral rüberkommen, um die Zuschauer nicht zu beeinflussen und ihnen zu vermitteln, dass die Abstimmung nicht ganz unwichtig war. Offenbar durfte das Publikum 1976 zum ersten Mal abstimmen.

        Im Hamburger Abendblatt vom 2.2.76 wurde die Sendung allerdings wohlwollend bewertet: "'Ein Lied für Den Haag' [...] war insofern eine positive Veranstaltung, als es keinen Schnickschnack neben Ansage, Auftritt, Abtritt gab und das Niveau der Texte viel besser war als in den Vorjahren."

        Trotzdem wurde dieses Format in den folgenden Jahren nicht wieder aufgegriffen. 1977 verzichtete der HR auf einen Vorentscheid und nominierte Silver Convention, 1978 war der SWF zuständig und verlegte den Vorentscheid ins Radio, und ab 1979 gab es Live-Sendungen vom BR mit Telefonumfragen unter repräsentativ ausgewählten Zuschauern.
    • am via tvforen.de

      Gerade läuft der Vorentscheid von 1972, moderiert von Renate Bauer (SFB) und Karin Tietze-Ludwig (HR). Renate Bauer betonte zu Anfang gleich zweimal, dass es sich bei dieser Sendung um einen Wettbewerb handelte. Und zwar um einen Komponisten-Wettbewerb. Die Sängerinnen und Sänger hatten sich "liebenswürdigerweise" für die Interpretation zur Verfügung gestellt.

      Startnummer 1 war Edina Pop, die sieben Jahre später als Mitglied von Dschinghis Khan zum Grand Prix fuhr. Ich hätte sie hier aber nicht wiedererkannt.

      Für Startnummer 2 hat der Komponist Teddy Parker vielleicht keinen Interpreten gefunden, der sich liebenswürdigerweise zur Verfügung stellte - er hat nämlich selbst gesungen :)

      Startnummer 3: Olivia Molina - klingt nach einem großen, glamourösen Namen, aber mir kommt sie nicht bekannt vor.

      Nummer 4 kenne ich natürlich: Cindy und Bert.

      Oha, Nr. 5 ist Marion Merz mit einer Klaus-Doldinger-Komposition.

      Nummer 6: Adrian Wolf, nie gehört. Er singt ein Lied von "Ralph Siegel junior". War das Siegels erster Versuch beim ESC?
      • am via tvforen.de

        Nummer 7: Su Kramer mit tiefem Ausschnitt und einem mir unbekannten Lied.

        Nr. 8: Inga & Wolf mit "Gute Nacht, Freunde" - ich hätte schwören können, das ist von Cindy & Bert.

        Nr. 9: Eine gewisse Sandra (natürlich nicht der Popstar aus den 80ern) mit "Das Leben beginnt jeden Tag". Ein beeindruckend unbedarfter Text von Kurt Hertha.

        Nr. 10: Sven Jenssen, auch wieder aus der Kategorie "nie gehört".

        Nr. 11: Mary Roos mit einem Klassiker. Aber ich will nicht spoilern ;)

        Nr. 12: Sieh an, Peter Horton hat da auch mal mitgemacht.

        Das Ganze gibt es für eine Woche in der Mediathek.
        https://www.ardmediathek.de/video/eurovision-song-contest/ein-lied-fuer-edinburgh/hr-fernsehen/ZTFiMWNjYjgtN2ZiZi00N2E2LTk0ZjUtNjQzMzQ4NTdhMDg3
      • am via tvforen.de

        Spoonman schrieb:
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        > Nr. 8: Inga & Wolf mit "Gute Nacht, Freunde" - ich
        > hätte schwören können, das ist von Cindy &
        > Bert.

        Das wäre aber ein handfester Meineid geworden! :-)

        Es stammt von Reinhard Mey:

        https://de.wikipedia.org/wiki/Gute_Nacht,_Freunde
      • am via tvforen.de

        Kaschi schrieb:
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        > Spoonman schrieb:
        > --------------------------------------------------
        > > Nr. 8: Inga & Wolf mit "Gute Nacht, Freunde" - ich
        > > hätte schwören können, das ist von Cindy & Bert.
        >
        > Das wäre aber ein handfester Meineid geworden! :-)
        >
        > Es stammt von Reinhard Mey:
        >
        > https://de.wikipedia.org/wiki/Gute_Nacht,_Freunde

        Ach so! Dass er das Lied auch gesungen hat, hatte ich zwar im Hinterkopf. Aber dass er hinter dem Komponisten-Pseudonym Alfons Yondraschek steckt, wusste ich nicht.

        Sehr amüsant finde ich bei diesen alten Vorentscheiden die staubtrockene Präsentation und die analogen Punktetafeln. Karin Tietze-Ludwig hatte alle Hände voll zu tun. Insgesamt musste sie im 1. Durchgang 144 Magnetklötze an die Tafel pappen.

        Die Sendung lief übrigens am Samstag, dem 19. Februar 1972 erst um 22:00 Uhr.
      • am via tvforen.de

        Spoonman schrieb:
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        > Gerade läuft der Vorentscheid von 1972, moderiert
        > von Renate Bauer (SFB) und Karin Tietze-Ludwig
        > (HR). Renate Bauer betonte zu Anfang gleich
        > zweimal, dass es sich bei dieser Sendung um einen
        > Wettbewerb handelte. Und zwar um einen
        > Komponisten-Wettbewerb. Die Sängerinnen und
        > Sänger hatten sich "liebenswürdigerweise" für
        > die Interpretation zur Verfügung gestellt.
        >
        > Startnummer 1 war Edina Pop, die sieben Jahre
        > später als Mitglied von Dschinghis Khan zum Grand
        > Prix fuhr. Ich hätte sie hier aber nicht
        > wiedererkannt.
        >
        > Für Startnummer 2 hat der Komponist Teddy Parker
        > vielleicht keinen Interpreten gefunden, der sich
        > liebenswürdigerweise zur Verfügung stellte - er
        > hat nämlich selbst gesungen :)
        >
        > Startnummer 3: Olivia Molina - klingt nach einem
        > großen, glamourösen Namen, aber mir kommt sie
        > nicht bekannt vor.
        >
        > Nummer 4 kenne ich natürlich: Cindy und Bert.
        >
        > Oha, Nr. 5 ist Marion Merz mit einer
        > Klaus-Doldinger-Komposition.
        >
        > Nummer 6: Adrian Wolf, nie gehört. Er singt ein
        > Lied von "Ralph Siegel junior". War das Siegels
        > erster Versuch beim ESC?

        Doch, doch, Olivia Molina war damals schon eine Größe.

        Das Größte an der Sendung war für mich aber das Outfit (inklusive Frisur) von Renate Bauer: Was war das denn? War das ernstgemeint? So traten in den Achtzigern Trümmertunten auf.

        Und sie ergötzten sich an "Geh die Straße", eine fast schon hysterisch dramatische, pathetische Nummer. Eine der besten von Cindy und Bert.

        Aber Renate Bauer so zuzurichten, wäre doch gar nicht nötig gewesen: Karin Tietze-Ludwig überstrahlte mit ihren langen blonden Haaren alles. Ich habe sie selten so sexy gesehen.

        Dagegen ließ das Auswahlverfahren an bürokratischem Eifer nichts zu wünschen übrig: Aus 36 Titeln wurde in einem fünf-, sechs-, achtstufigen (?) Verfahren der Sieger ausgewählt. Jene der Vorjahre fand man offenbar so scheußlich, dass man die SFB-Big Band nicht etwa ein Medley aus ihnen spielen ließ, sondern irgendwelche Schlager.
      • am via tvforen.de

        Spoonman schrieb:
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        > Nr. 11: Mary Roos mit einem Klassiker. Aber ich
        > will nicht spoilern ;)
        >

        Die merkliche Antipathie des Studiopublikums gegenüber Mary Roos' Titel, gerade in der Finalrunde, hat sich mir nicht erschlossen. Mit dem 3. Platz in Edinburgh hatte man letztendlich ja aufs richtige Pferd gesetzt.
      • am via tvforen.de

        Besserwisserin schrieb:
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        > Doch, doch, Olivia Molina war damals schon eine
        > Größe.

        Hab mal in Wikipedia nachgesehen: "Ende der 1970er Jahre zog sie sich endgültig aus dem Schlager- und Popgeschäft zurück und widmete sich dem Tango." - dann waren ihre Mainstream-Auftritte knapp vor meiner bewussten Fernsehzeit.

        > Das Größte an der Sendung war für mich aber das
        > Outfit (inklusive Frisur) von Renate Bauer: Was
        > war das denn? War das ernstgemeint? So traten in
        > den Achtzigern Trümmertunten auf.

        Ich hab ja oft den Eindruck, dass in den 70ern fast alle Leute jeglichen Geschlechts wie "Trümmertunten" rumgelaufen sind :) Bei meiner Einschulung hatte ich einen froschgrünen Anzug an.

        > Aber Renate Bauer so zuzurichten, wäre doch gar
        > nicht nötig gewesen: Karin Tietze-Ludwig
        > überstrahlte mit ihren langen blonden Haaren
        > alles. Ich habe sie selten so sexy gesehen.

        Ich gucke gerade "Ein Lied für Stockholm" von 1975, da durfte Karin Tietze-Ludwig allein moderieren. Allerdings sah sie da sehr brav aus. Zur Jury gehörten 36 Personen aus neun Großstädten: der Unterhaltungschef der jeweiligen ARD-Anstalt, ein Journalist, ein Musiker und "eine junge Dame". Weil die Punktevergabe wohl den Rahmen gesprengt hätte, wurde das Ergebnis erst eine Stunde nach der Hauptsendung verkündet.

        Außerdem gab es einen 30-sekündigen Stromausfall, und danach trat eine mir unbekannte Sängerin namens Ricci Hohlt (?) in einem gewagten Nachthemd auf. Startnummer 1 war Marianne Rosenberg mit "Er gehört zu mir", die aber "unter ferner liefen" landete.

        > Dagegen ließ das Auswahlverfahren an
        > bürokratischem Eifer nichts zu wünschen übrig:
        > Aus 36 Titeln wurde in einem fünf-, sechs-,
        > achtstufigen (?) Verfahren der Sieger ausgewählt.
      • am via tvforen.de

        Fall Guy schrieb:
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        > Spoonman schrieb:
        > --------------------------------------------------
        > > Nr. 11: Mary Roos mit einem Klassiker. Aber ich
        > > will nicht spoilern ;)
        >
        > Die merkliche Antipathie des Studiopublikums
        > gegenüber Mary Roos' Titel, gerade in der
        > Finalrunde, hat sich mir nicht erschlossen. Mit
        > dem 3. Platz in Edinburgh hatte man letztendlich
        > ja aufs richtige Pferd gesetzt.

        In der Mediathek heißt es dazu: "Buhrufe für eine Siegerin - dieses Schicksal traf Mary Roos in Berlin. Schuld daran war nicht die Qualität ihres Songs, sondern vielmehr ihre schlechte Darbietung: Sie traf so gut wie keinen Ton."

        Ganz so schlimm fand ich es nicht, aber teilweise sang sie schon etwas schräg. Und vielleicht hatten sich viele Zuschauer nach der 1. Runde auch schon auf Cindy & Bert als Sieger festgelegt.

        Übrigens ist mir aufgefallen, dass Mary Roos von 1970 bis 1975 dreimal am Vorentscheid teilgenommen hat, wobei sie 1970 wohl kurzfristig für die erkrankte Edina Pop eingesprungen ist.
      • am via tvforen.de

        Spoonman schrieb:
        -------------------------------------------------------
        > Bei meiner
        > Einschulung hatte ich einen froschgrünen Anzug
        > an.

        Als Kermit? Ach, wie süß!
      • am via tvforen.de

        U-56 schrieb:
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        > Spoonman schrieb:
        > --------------------------------------------------
        > > Bei meiner
        > > Einschulung hatte ich einen froschgrünen Anzug
        > > an.
        >
        > Als Kermit? Ach, wie süß!

        Ja, farblich kam das ungefähr hin.
    • (geb. 1969) am

      Der Hessische Rundfunk feiert sein 75-jähriges Bestehen. Daher können auch ARD-Produktionen wie die ESC-Vorentscheide im hr-fernsehen wiederholt werden. Das hr-fernsehen ging am 5. Oktober 1964 auf Sendung.
      • am via tvforen.de

        TV Wunschliste schrieb:
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        > An dem Donnerstag zeigt
        > das Dritte Programm, das in diesem Jahr sein 75.
        > Bestehen feiert, gleich sechs deutsche
        > Vorentscheide zum Grand Prix Eurovision de la
        > Chanson, angefangen mit dem Jahr 1969.

        Sein 75. Bestehen? Gemeint ist doch sicherlich sein 60jähriges Bestehen!
        • am via tvforen.de

          U-56 schrieb:
          -------------------------------------------------------
          > TV Wunschliste schrieb:
          > --------------------------------------------------
          > > An dem Donnerstag zeigt
          > > das Dritte Programm, das in diesem Jahr sein
          > > 75. Bestehen feiert, gleich sechs deutsche
          > > Vorentscheide zum Grand Prix Eurovision de la
          > > Chanson, angefangen mit dem Jahr 1969.
          >
          > Sein 75. Bestehen? Gemeint ist doch sicherlich
          > sein 60jähriges Bestehen!

          Vielleicht ist auch das 75-jährige Bestehen des Hessischen Rundfunks gemeint.
      • am via tvforen.de

        Welches Dritte Programm meinst du?
        • am via tvforen.de

          Robin-Masters_1980 schrieb:
          -------------------------------------------------------
          > Welches Dritte Programm meinst du?

          hr-Fernsehen. Steht doch einen Satz vorher.
      • am via tvforen.de

        TV Wunschliste schrieb:
        -------------------------------------------------------
        > Um 1.50 Uhr
        > springen wir dann wieder zurück

        Damit niemand merkt, das es im weiteren Verlauf bergab ging?
      • (geb. 1963) am

        ... nur dass Cindy & Bert nach Edinburgh gefahren sind - sonder Mary Roos mit "Nur die Liebe lässt uns leben" .... aber trotzdem Klasse Beitrag - danke
        • am

          Danke für den Hinweis - genau so war es. Ist im Artikel jetzt auch korrigiert.
        • (geb. 1963) am

          gerne ... und Tony Marshall wurde disqualifiziert - Les Humphries sangen dann "Sing Sang Song"
      • am

        Der Bericht ist ja voller Spoiler ;-)

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