Staffel 7, Folge 1–3

Staffel 7 von „Rabiat“ startete am 01.10.2021 in der ARD Mediathek und am 18.10.2021 in Das Erste.
  • Staffel 7, Folge 1
    In Köln muss die Polizei eine Open-Air-Party mit 1.000 Teilnehmern auflösen, auf der Neckarwiese in Heidelberg schmeißt ein betrunkener 18-Jähriger einen E-Scooter durch die Scheibe eines Testzentrums, am Bremer Osterdeich feiern Hunderte Jugendliche dicht an dicht fast jede Nacht, in Karlsruhe werden Polizei und Rettungskräfte mit Flaschen beworfen, als eine illegale Versammlung aufgelöst wird – gerade wird viel von jugendlichen Exzessen, Ausbrüchen, Eskalationen berichtet. In „Rabiat: Jugend für’n Arsch“ reist „Rabiat“-Reporterin Alina Schulz durch den Sommer 2021 in Deutschland, in dem die Pandemie vor allem für junge Menschen noch immer nicht vorbei ist.
    Sie begegnet Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf Augenhöhe und taucht in ihren Alltag ein. Klar ist: Junge Menschen haben offenbar keinen Bock mehr auf Verzicht statt Freiheit. Aber ist es richtig, sie angesichts solcher Bilder als Chaoten und als unverantwortlich zu betiteln? Als die, die dafür sorgen, dass die Pandemie kein Ende nimmt? „Rabiat“-Reporterin Alina Schulz findet: Wer das tut, macht es sich zu einfach.
    Denn was, wenn man versucht, sich in ihre Lage hineinzuversetzen? Sie als 29-Jährige mit festem Job, festem Freund und geräumiger Wohnung mit Balkon hat die Pandemie im Großen und Ganzen gut durchgestanden – und sich anfangs auch über randalierende Jugendliche aufgeregt. Doch dann stellt sie sich die Frage, was gewesen wäre, wenn sie diese Pandemie vor zehn Jahren, mit 19 getroffen hätte und vergleicht ihre Lebensrealität mit der Lebensrealität junger Menschen heute.
    Und dieser Vergleich ist ziemlich ernüchternd: keine Abschlussfeier, kein Backpacking in Asien, keine Erstsemester-Partys, keine Präsenz-Uni, keine neuen Menschen kennenlernen. Studien belegen die Verbreitung von Depression, Schlaflosigkeit, Magersucht und Selbstverletzung. Die Plätze in den Kinder-und Jugendpsychiatrien sind voll, beim Kinder-und Jugendtherapeuten müssen viele lange auf einen Therapieplatz warten. „Rabiat: Jugend für’n Arsch“ trifft die 14-jährige Kyra auf der Psychosomatischen Station für Kinder-und Jugendliche im Klinikum Nürnberg.
    Bei Kyra hat sich während der Pandemie eine Magersucht entwickelt. „Im Lockdown hat man auf einmal noch mehr am Handy gesessen und hat gesehen, wie die Leute auf Instagram aussehen und dachte sich: Vielleicht schaffe ich das auch in der Zeit. Aber Sport zu machen und gesund zu essen hat nicht gereicht, also habe ich einfach weniger gegessen. Durch Corona hat man viel Kontrolle verloren – und das war das einzige, wo man eben Kontrolle hatte“, sagt Kyra.
    „Bei den chronischen psychischen Erkrankungen hat Corona einiges angeschoben. Wir erleben aber auch viele akute Fälle wie zum Beispiel Anpassungsstörungen, wo wir sagen können: Das wurde durch die Pandemie ausgelöst. Und wir erleben viele junge Leute, denen es sehr schlecht geht“, sagt der Chefarzt der Bremer Klinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie, Dr. Marc Dupont. Bei vielen herrscht statt hemmungsloser Partylaune eher gedämpfte Stimmung und Verunsicherung darüber, wie ihr Leben weitergehen kann.
    „Rabiat“-Reporterin Alina Schulz begleitet die 18. Geburtstagsparty von Isabell aus dem Ruhrgebiet. Statt großer Feier mit 100 Leuten darf Isabell deutlich weniger Freunde zu sich nach Hause einladen. Kleine Garagen-Party statt großer Eskalation. Und sie spricht mit Studierenden darüber, wie es ist, die prägenden ersten Semester fast ausschließlich allein in einem 13-Quadratmeter-Zimmer im Studentenwohnheim zu verbringen.
    „Es ist schon sehr frustrierend. Klar, einige Dinge kann man nachholen, wenn die Situation sich entspannt, aber einige Erfahrungen eben nicht. Und ich glaube, dass das auch bleiben wird. Manche Erfahrungen sind einfach verloren und ich glaube, das ist eine Sache, die lange mit uns bleiben wird. Dass wir nicht mehr wissen, wie wir mit ‚ner großen Gruppe umgehen sollen oder dass wir nicht wissen, wie das ist, in ‚nem vollen Hörsaal zu sitzen. Die vergangenen anderthalb Jahre waren echt die schlimmste Zeit in meinem Leben“, resümiert die 19-jährige Jura-Studentin Despina aus Heidelberg.
    Auch die 16-jährige Schülerin Mima aus Köln erlebt, wie wichtig gerade jetzt die Jugendarbeit für viele junge Menschen ist. In einem Rap-Workshop im Jugendzentrum bringt Mima ihre Gefühle und Erfahrungen über die Pandemie-Zeit in einem eigenen Song zum Ausdruck. „Viel zu lange eingesperrt, diese Zeit war schwer, ich fühlte deinen Schmerz. Nachrichtensender berichten den ganzen Tag, das RKI hat die neuen Zahlen angesagt.
    Vielleicht fehlte es dir auch an Phantasie, um gestärkt rauszukommen, aus dieser Pandemie“, heißt es in einer Strophe in Mimas Song. Alina Schulz trifft junge Menschen, die dafür demonstrieren, wieder in Gruppen mit Musikboxen in öffentlichen Parks chillen zu dürfen und spricht mit Schülerinnen und Schülern darüber, wie es ihnen gerade psychisch geht, warum sie sich von der Politik im Stich gelassen fühlen und warum viele sich so fühlen, als sei die wichtige Zeit des Erwachsenwerdens, ihre Jugend in der Pandemie „für‘n Arsch.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.10.2021Das ErsteDeutsche Online-PremiereFr 01.10.2021ARD Mediathek
  • Staffel 7, Folge 2
    In Deutschlands Städten wird Wohnraum knapp und immer teurer. Die „Rabiat“-Reporter Denise Jacobs und Alexander Tieg recherchieren in „Rabiat: Mieten? Kaufen? Wahnsinn!“ bei Menschen, denen die Verdrängung und sogar die Obdachlosigkeit droht – und bei Investoren, die etwas für die Altersvorsorge tun müssen, und solchen, die einfach nur im großen Stil Geld verdienen wollen.
    Auch in Berlin sind die Quadratmeterpreise für Mieterinnen und Mieter in den vergangenen zehn Jahren drastisch gestiegen. Der rot-rot-grüne Mietdeckel, der die Entwicklung in der Hauptstadt bremsen sollte, ist vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert. Bei der Protest-Oper „Lauratibor“ in Berlin-Kreuzberg trifft „Rabiat“-Reporterin Denise Jacobs Menschen, die gegen den Ausverkauf der Stadt ihre Stimmen erheben. Die Geschichte handelt von Verdrängung und Investoren, die mit Immobilien Rendite machen: ein Zuhause für die einen, Betongold für die anderen. Yagner Anderson ist Teil des kreativen Kiez-Ensembles. Und die Oper könnte kaum näher an der Realität sein: Noch während der Proben wird Yagners Haus von einem großen schwedischen Immobilienkonzern gekauft.
    Mietendeckel, Mietpreisbremse, Enteignung: In der aufgeheizten Debatte um bezahlbares Wohnen geraten manche auch zwischen die Fronten. Denn für private Vermieterinnen und Vermieter, die ihr Wohneigentum vor allem auch als Altersvorsorge verstehen, können die Gesetzesänderungen oder neue Vorgaben schnell zum finanziellen Fiasko werden. Etwa zwei Drittel aller Mietwohnungen in Deutschland gehören Personen, die nur nebenbei Immobilen vermieten. Einer von ihnen ist Claude Luven. „Rabiat“-Reporter Alexander Tieg trifft den Küchenverkäufer in Düsseldorf. Die aktuelle Situation sei eine große Herausforderung gerade für die kleinen Vermieterinnen und Vermieter, sagt er.
    Für Sibel und ihren Mann Sezer in München wird die Zeit knapp, ehe sie aus ihrer Wohnung müssen: gekündigt wegen Eigenbedarfs. Seit mehr als anderthalb Jahren ist das Paar nun schon auf der Suche nach einer passenden Wohnung – egal, ob zur Miete oder zum Kauf. Ihr Budget haben sie immer wieder erhöht, gefunden haben sie bislang dennoch nichts. Wie sehr die Wohnungssuche die Familie auch psychisch an ihre Belastungsgrenze bringt, erzählen sie „Rabiat“-Reporter Alexander Tieg.
    Heute reichen die Gehälter von Polizistinnen, Polizisten, Lehrerinnen, Lehrern und einfachen Angestellten oft nicht mehr zum Immobilienkauf in den Metropolen und ihren Randbezirken. Dass Wohneigentum gerade für jüngere Menschen immer unrealistischer wird, zeigen die Erfahrungen eines Paares in Norddeutschland. Am Stadtrand von Bremen suchen Kyra und Kai nach einem Baugrundstück, um sich ihren Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Dort werden Quadratmeterpreise von 600 Euro und mehr verlangt. „Da fragt man sich, wer das denn überhaupt noch zahlen kann“, sagt Kai. Das Paar sucht dennoch geduldig weiter und nimmt „Rabiat“-Reporter Alexander Tieg mit auf ihre Grundstückssuche.
    Ein möglicher Ausweg ist, das Leben auf dem Land wieder attraktiver zu machen. „Rabiat“-Reporterin Denise Jacobs reist nach Homberg – eine Kleinstadt, die seit vielen Jahren unter Landflucht leidet. Nach der Schule packen viele junge Menschen ihre Sachen – und die Wenigsten kommen wieder. Das soll sich ändern: Beim „Summer of Pioneers“ tauschen 20 Menschen ihre urbane Heimat für sechs Monate gegen ein Leben in der nordhessischen Provinz.
    Mit dabei sind Christina und Julian aus Frankfurt. 60-Stunden-Wochen, nur um die steigenden Mieten im Rhein-Main-Gebiet auf Dauer bezahlen zu können, wollte sich das Ehepaar nicht länger aussetzen. Für Hombergs parteilosen Bürgermeister Nico Ritz verlieren die Unterschiede zwischen Stadt und Land im Zeitalter der Digitalisierung ohnehin an Bedeutung: „Man kann hier sehr gut leben für vergleichsweise geringes Geld. Die Entscheidung, die man dafür treffen muss, ist letzten Endes aufs Land zu ziehen.
    Und dass das gar nicht weh tut, wollen wir eben auch zeigen mit dem Projekt.“ Fest steht: Viele stadtferne Gegenden bekommen derzeit Zulauf, auch verstärkt durch sich ändernde Bedürfnisse in der Pandemie. Einst vernachlässigte Wohngegenden wie etwa die Prignitz in Brandenburg werden plötzlich wieder attraktiv. Sind solche Projekte wie der „Summer of Pioneers“ Zukunftsmodelle, die für eine Entspannung in den Ballungszentren sorgen können – oder wird auf dem Land demnächst auch alles unbezahlbar? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.10.2021Das ErsteDeutsche Online-PremiereFr 01.10.2021ARD Mediathek
    ursprünglich für den 04.10.2021 angekündigt
  • Staffel 7, Folge 3
    Angst gehört zum Leben. Doch was passiert, wenn die Angst unser Leben bestimmt? Angststörungen sind in Deutschland kein Randphänomen – eher eine Volkskrankheit. Etwa elf Millionen Menschen leiden hierzulande an einer Angststörung. Damit ist übersteigerte Angst die häufigste psychische Erkrankung in der Bundesrepublik. „Rabiat“-Reporterin Katja Döhne trifft in „Rabiat: Republik der Angst“ Menschen, die sich mit ihrer Angst konfrontieren. Einige haben gelernt, mit ihrer Angst zu leben, andere suchen noch nach dem richtigen Umgang oder kämpfen weiter gegen ihre Angst an.
    Krankhafte Angst hat viele Gesichter. Sehr häufig und sehr gut behandelbar sind Phobien, also Ängste, die sich auf ganz bestimmte Dinge oder Situationen beziehen. Zu den Klassikern zählen Spinnen-, Spritzen- oder Höhenangst. „Rabiat“-Reporterin Katja Döhne ist dabei, wenn Angstpatienten eine Expositionstherapie durchleben und sich ihren Ängsten stellen. Ein Mann mit Höhenangst klettert den Turm der St. Lamberti-Kirche in Münster hinauf.
    Bei einem Flugangst-Seminar in Bremen kommen Menschen zusammen, die schon beim Gedanken ans Fliegen Panik verspüren. Am Ende des Seminartags sollen sie in ein kleines Sportflugzeug steigen. Wie schaffen es die Betroffenen, diese extremen Situationen zu bewältigen? Und warum ist oft nur die Konfrontation der Schlüssel zu einem angstfreien Leben? In Nordhessen begleitet „Rabiat: Republik der Angst“ die 17-jährige Antonia, die seit Jahren unter einer sozialen Phobie leidet. Sprechen vor der Klasse ist für Antonia in der Schulzeit eine Qual, meistens sitzt sie still auf den hinteren Plätzen und entscheidet sich, lieber zu schweigen.
    Als Panikattacken hinzukommen und Antonia aus Todesangst mehrmals die Feuerwehr ruft, sucht sie gemeinsam mit ihrer Mutter nach Hilfe. In der Therapie in der Schön-Klinik in Bad Arolsen macht Antonia jetzt erste Fortschritte. Hier werden Angststörungen unter anderem mithilfe virtueller Therapie behandelt. Die Patienten durchleben genau die Situationen, die in ihnen Angst auslösen, in der virtuellen Realität.
    Auch „Rabiat“-Reporterin Katja Döhne hat seit Kindheitstagen eine übersteigerte Furcht, vor großen Gruppen zu sprechen, und probiert die neuartige Therapiemethode aus. In der virtuellen Welt muss sie einen Vortrag halten, vor einem nicht allzu freundlichen Publikum. Ob die Ängste sich genauso real anfühlen wie im echten Leben? Viele Menschen mit einer Angsterkrankung machen ihr Leid lange Zeit mit sich selber aus. Über die eigenen Ängste zu sprechen, sich vor dem persönlichen Umfeld oder gar dem eigenen Arbeitgeber zu offenbaren, ist für Betroffene oft mit Scham besetzt und ein Ding der Unmöglichkeit.
    Zu groß ist die Befürchtung, als schwach, angreifbar oder nicht voll leistungsfähig empfunden zu werden. In der Selbsthilfe München kommen wöchentlich Menschen zusammen, die gemeinsam lernen wollen, mit ihrer Angststörung zu leben. Vom über 70 Jahre alten Ex-Soldaten bis zum jungen Studenten treffen sich hier Menschen aus ganz unterschiedlichen Schichten der Bevölkerung.
    Reden hilft, da sind sich alle einig. Doch was ist es genau, was die Betroffenen in der Gruppe stärker macht? Und was ist dran am Vorurteil, dass man sich in der Selbsthilfe gegenseitig noch tiefer in die eigene Unsicherheit hineinredet? Bei ihrer Reise durch die Republik für „Rabiat: Republik der Angst“ lernt „Rabiat“-Reporterin Katja Döhne, dass krankhafte Angst oft lange nicht erkannt oder missverstanden wird. Es braucht Mut, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Doch wer sie nicht ignoriert, der hat gute Chancen, sie zu besiegen – oder sich zumindest mit ihr anzufreunden. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 01.11.2021Das ErsteDeutsche Online-PremiereFr 01.10.2021ARD Mediathek
    ursprünglich für den 11.10.2021 angekündigt

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