• Folge 497 (45 Min.)
    Personaleingang Red Bull Arena mit altem Stadionfoto – Bild: MDR/​René Römer
    Personaleingang Red Bull Arena mit altem Stadionfoto
    Als „Stadion der Hunderttausend“ ließ der in Leipzig geborene DDR-Staats- und Parteichef Walter Ulbricht das Zentralstadion 1955/​56 errichten: seinerzeit die größte deutsche Sportarena. Die wurde aus den Bomben-Trümmern Leipzigs gebaut. Mit Loren auf schmalen Gleisen karrte man das Erbe des Krieges auf den sumpfigen Baugrund. 23 Meter hoch geriet der Zuschauerwall und war mit seinen steilen Treppen der Schrecken für alle Sportlerinnen und Sportler, die hier beinhartes Ausdauertraining absolvieren mussten.
    Zugleich machte die imposante Schüssel – flankiert von der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) und dem Schwimmstadion – Leipzig zur Sporthauptstadt der DDR. Obwohl Radsport-Idol und Amateur-Doppelweltmeister Täve Schur kurz vor der Einfahrt in den Stadiontunnel so schwer stürzte, dass sein Rad gewechselt werden musste, überwiegen bei dem heute 93-Jährigen die positiven Erinnerungen an das Zentralstadion Leipzig. „Das war eine Explosion, wenn man da reinfuhr, hunderttausend Verrückte, das brodelte!“ Legendär war auch die Stimmung bei den Europapokalspielen des 1. FC Lok Leipzig in den 80er Jahren.
    „Da bin auch ich auf die Sitzbank gesprungen, so aufgeregt waren wir“, erinnert sich die ehemalige Direktorin des Sportmuseums Leipzig, Dr. Gerlinde Rohr. Ob Fritz Walter, Diego Maradona oder Alain Giresse – die Großen des Weltfußballs gastierten auf dem Grün des Leipziger Zentralstadions. Und der Sportjournalist Uwe Karte präsentiert eine DDR-Illustrierte mit seinem Geburtsdatum als Ausgabetag.
    Auf deren Titel prangt der portugiesische Wunderspieler Eusébio – auch er kickte im Zentralstadion. Das Ende des „Stadions der Hunderttausend“ war ein Neuanfang. 2006 sollte auch in Leipzig die Fußball-WM steigen. „Dafür wurde ein modernes Stadion benötigt“, erklärt der Investor Michael Kölmel. Weil der gigantische Zuschauerwall des Zentralstadions nicht abgerissen werden konnte – die Kosten dafür waren nicht darstellbar – wurde die künftige Arena in den Wall hineingebaut und ist über Brücken erreichbar.
    „Eine wunderbare Lösung“, findet RB-Klub-Repräsentant und einstiger Weltklasse-Torhüter Perry Bräutigam. Für nunmehr 47.000 Zuschauer ist die Leipziger RB-Arena FIFA-tauglich ausgebaut. Und sie steht noch immer an jener Stelle, wo einst die Leichtathletinnen Karin Balzer und Petra Felke Weltrekorde aufgestellt haben. Große Sportgeschichte, große Namen, der Blick zurück und in die Gegenwart – all das erzählt die neue Folge aus der Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.06.2024MDRDeutsche Online-PremiereDi 04.06.2024ARD Mediathek
  • Folge 498 (45 Min.)
    „Osterwieck ist DIE Fachwerkperle im Harz“, schwärmt Gerhard Schmuck. Der Gästeführer muss es wissen. In der Stadt gibt es über 400 historische Häuser mit prachtvollen Schnitzereien, farbigen Ornamenten und Inschriften, in teilweise geschlossenen historischen Straßenzügen – sie zählen zu den wertvollsten in den neuen Bundesländern, obwohl Wernigerode und Quedlinburg bekannter sind. Osterwieck, die kleine Schwester, ist die unterschätzte Schönheit. „Wir sind leider noch kein touristisches Zentrum“, sagt Thomas Hellmuth.
    Der 56-Jährige engagiert sich im Verein Schäfershof. Die denkmalgeschützte spätmittelalterliche Hofanlage ist das Kulturzentrum des städtischen Vereinslebens und ein Begegnungsort für alle. Gerade wird das Hauptgebäude Stück für Stück saniert. Und mit ganz viel Optimismus will man hier in ein paar Jahren fertig sein. Altes Fachwerk, neuer Glanz und großer Einsatz für eine lebendige Stadt. Immerhin feiert Osterwieck in diesem Jahr 1050-jähriges Jubiläum und viele legen sich ins Zeug.
    Einer ist Malte Theuerkauf. Aus dem alten E-Werk, einer Ruine, hat der 36-Jährige ein Eventwerk für Kulturveranstaltungen gemacht. Sogar Gregor Gysi, inzwischen Stammgast, hat die kleine Fachwerkstadt verzaubert. Liebe auf den ersten Blick war es für Thomas Hellmuth und Familie. Sie sind nach Osterwieck gezogen, weil sie sich in ein Haus verliebten. Auch Geigenund Gambenbauerin Renate Fink hat die Fachwerkstadt in ihren Bann gezogen. Jetzt hat sie hier ihre Geigenwerkstatt und restauriert in kleinen Schritten ihr Fachwerkhaus.
    Es ist die Stadt im Harz mit dem meisten Zuzug, auch weil es das FallsteinGymnasium gibt. Die Schule als Ankerpunkt ist die nächsten vier Jahre gesichert. Viele Fachwerkhäuser wurden in den letzten Jahren saniert. Fast fertig ist der Gasthof „Zur Tanne“. Zumindest die Fassade erstrahlt wieder in voller Pracht mit seinem Schnitzwerk, Sprüchen und Familienwappen. Die Frontseite ist beeindruckend – auch für Filmemacher. So wurde der Gasthof für den Film „Goethe“, die ganze Stadt für „Till Eulenspiegel“ zur Kulisse.
    Und auch Georg Clooney war hier. Ein Straßenzug hat es tatsächlich für sieben Sekunden in seinen Film „Monuments men – Ungewöhnliche Helden“ geschafft. In Osterwieck schlummert ein Schatz, der entdeckt werden will. Und alle Akteure, die sich für eine lebendige Stadt engagieren, hoffen auf mehr Wertschätzung und Aufmerksamkeit. „Mein Traum wäre, dass die Stadt ein touristischer Anziehungspunkt wird, dass es auch mal englisch klingt, dass die Leute draußen in Cafés sitzen“, umreißt Thomas Hellmuth seine Zukunftsvision. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 18.06.2024MDR
  • Folge 499 (45 Min.)
    15 Jahre nach dem dramatischen Erdrutsch wirkt er fast wieder wie ein perfektes Sommeridyll: Der Concordiasee, der größte künstliche See im Harzvorland zwischen Nachterstedt und Schadeleben. Am 18. Juli 2009 rutschen 4,5 Millionen Kubikmeter Erdreich in den See. Ein zweistöckiges Wohnhaus und eine Haushälfte werden in den Abgrund gerissen, drei Menschen sterben und 41 Anwohner verlieren ihr Zuhause. Vom Urlaubsparadies zum Katastrophengebiet und zurück. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein perfektes Sommeridyll. Der Concordiasee, der größte künstliche See im Harzvorland, eingerahmt von Nachterstedt und Schadeleben.
    Idyllisch war es hier auch schon einmal – vor 15 Jahren. Damals verwandelte sich der einst schmutzige Braunkohlentagebau in eine Touristenattraktion. Bis in der Nacht zum 18. Juli 2009 das Schicksal des Sees und der umliegenden Ortschaften dramatisch verändert wurde. 4,5 Millionen Kubikmeter Erdreich rutschten auf der Nachterstedter Seite in den See. Ein zweistöckiges Wohnhaus und eine Haushälfte wurden in den Abgrund gerissen, drei Menschen starben und einundvierzig Anwohner verloren ihr Zuhause. Über Nacht verwandelte sich das Urlaubsparadies in ein Katastrophengebiet.
    Zehn lange Jahre blieb der Concordiasee gesperrt. Von Beginn der Katastrophe an begleiteten Kamerateams des MDR die Anwohner und Gutachter vor Ort und dokumentierten den mühsamen Weg der Aufarbeitung und des Neuanfangs. 15 Jahre nach dem Unglück blickt die Sendereihe „Der Osten – Entdecke wo Du lebst“ mit diesem Film auf die Veränderungen an einem Ort der heute nicht mehr nur für Leid und Verlust steht, sondern auch für Hoffnung und Neuanfang. Bei sommerlichen Temperaturen lassen die Mitglieder des Wassersportverein Seeland Harz e.V. ihre Segelboote über das Wasser gleiten, Spaziergänger genießen den Blick auf den See bei einer Tasse Kaffee.
    Doch die Spuren der Katastrophe sind nicht zu übersehen: Bis auf den Abschnitt vor dem Dorf Schadeleben ist das Ufer des Concordiasees nach wie vor gesperrt. Auf der gegenüberliegenden Seite zeugen Narben im Erdreich von der ungeheuren Naturgewalt. Monika und Hans Fraust werden die Erinnerungen an den Erdrutsch niemals vergessen. In der Siedlung am Ring wohnten sie damals dem Abgrund am nächsten. Bis zum Unglück lebten sie hier ihren Traum vom Haus am See. Große Pläne waren mit dem See im Vorharz verbunden: Er sollte Touristen anlocken und den Anwohnern eine neue Perspektive bieten.
    Doch der Erdrutsch machte diese ehrgeizigen Pläne zunichte. In jener Nacht gelang es Monika und Hans Fraust gerade noch rechtzeitig, ihr Haus zu verlassen, bevor es für immer unbewohnbar wurde. Zehn Jahre dauerte es, bis der Concordiasee auf der Schadelebener Seite wieder zugänglich wurde. Wie es auf am abgesperrten Ufer vor Nachterstedt weitergeht? Um diese Frage zu beantworten, nehmen Mitarbeiter der LMBV, der Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft das Filmteam mit in die gesperrte Zone. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 16.07.2024MDR

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